18 November, 2013

Heute: Konfliktfähigkeit

Der Begriff der Konfliktfähigkeit beschreibt die Fähigkeit, eine Auseinandersetzung aufzunehmen, konstruktiv zu bewältigen und nach Möglichkeit bereits im Vorfeld zu vermeiden. 

Die Vorraussetzungen für ein konfliktfähiges Handeln ist u.a. ein gesundes Maß an Selbstbewußtsein und Selbstbehauptung, das Verständnis von Selbst- und Fremdwahrnehmung, das Einfühlungsvermögen in zwischenmenschliche Prozesse und das frühzeitige Erkennen von einer Konfliktsituation. Ebenso wichtig ist die Empathie und die Bereitschaft, die Ansichten des Gegenüber zu verstehen ... sowie keine Scheu vor Konflikten zu haben oder sie grundsätzlich von vorneherein zu vermeiden.

Und hier kommen wir nun also zu mir. Ich würde sagen, dass ich seit meiner Krankheit nicht mehr wirklich konflitkfähig bin. Kommt es zu Konflikten beginnt mein Herz zu rasen, meine Hände fangen an zu zittern und ich kann kaum noch einen klaren Gedanken fassen.

Möchte man einen Konflikt lösen und zwar auf konstruktive Art und Weise, sprich förderlich, dann ist es wichtig Abstand zu bekommen von der rein emotionalen Ebene - um rein sachlich argumentieren zu können und somit den Konflikt auf die sachliche Ebene zu transportieren.

Das - genau das - fällt mir aber immens schwer.

Wo ich mich früher gut selbstbehaupten könnte ... knicke ich heute ein und mein Selbstbewußtsein schwindet noch mehr.
Ich werde wütend über mich selbst - denn ich kann meine Message nicht nach außen so transportieren, wie ich es eigentlich gerne möchte.

Ich fühle mich unverstanden ... und oftmals verletzt und angegriffen. Damit komm ich nicht klar - und das führt wiederum zu Konflikten nach außen und nach innen.

Betrachten wir die Selbstwahrnehmung und die Fremdwahrnehmung. Meist wirke ich auf andere Menschen: ruhig, lieb, ausgeglichen und sogar stark.

Ich selbst bin hingegen meist innerlich nicht ausgeglichen, anlehnungsbedürftig und aufgewühlt - gerde in Situationen die mit anderen Menschen zu tun haben. Vor einigen Jahren war das noch nicht so ... schlimm. Aber ich kann mich nach außen hin ziemlich gut verstellen und nicht wirklich zeigen, wie es so wirklich in mir aussieht oder wer ich wirklich bin.

Ich mag zwar die Empathie besitzen und auch das Erkennen von Konflikten und ich bin auch bereit und versuche mein Gegenüber zu verstehen - aber wenn es zu Diskussionen kommt - fühle ich mich oft unverstanden, in die Ecke gedrängt und ich werde innerlich immer kleiner ... bis ich weine.

Lange Jahre hab ich folgendes Verhalten praktiziert: Es gab einen Konflikt - ich war nicht schuld - aber ich habe mich entschuldigt, damit wieder Ruhe ist und es gewohnt "harmonisch" weiter gehen kann.

Es war jedes Mal ein schreckliches Gefühl für mich - aber ich hatte meine Ruhe. Heute will ich das nicht mehr - ertappe ich mich dabei, versuche ich gegenzusteuern und für mich einzustehen. Sei es beim Arzt, bei einer Behörde oder auch bei Freunden, etc.

Jedoch fällt es mir nicht immer leicht.

Gerade im Internet ist es wirklich schwierig mit Konflikten - man sieht die andere Person nicht und kann sie nicht hören. Hört den Tonfall nicht und soll dann aus Buchstaben schlau werden, hinter denen keine Emotionen zu erkennen oder zu erfühlen sind.

Es geschieht dann, dass es Momente und Konfliktsituationen gibt, die mich zum weinen bringen. Dann sitze ich vor dem Rechner, bin innerlich am zittern und heule Rotz und Wasser.

In solchen Momenten wird mir immer sehr klar und deutlich vor Augen geführt, dass ich krank bin und einfach mit manchen Situationen, über die ich früher gelacht hätte, nicht mehr umgehen kann. Dann werde ich wütend über mich selbst ... und fühle mich wieder wie ein "Versager".

Dann kommen solchen inneren Dialoge zustande, wie

 "Wieso kannst du das nicht?"  ... "Andere können das doch auch ..." ... "Verdammt ... ich kann das nicht" ... oder "Hiiiilfe?"

Meine Reflexhandlung ist ... weglaufen - in einer Ecke sitzen und weinen. Weinen ... weinen ... und mich dann irgendwann wieder beruhigen und zu merken - Es ist eben so. Das kannst du eben nicht.

Das jedoch nach Außen hin zu tranportieren - ist verdammt schwierig. Viele Mitmenschen scheinen das nicht immer zu verstehen.

Mittlerweile versuche ich vorab die Leute zu informieren, dass ich mit solchen Situationen nicht um kann ... aber ich glaub auch das wird nicht immer wirklich verstanden.

"Nimm es nicht so persönlich"
"Das ist nur ein Spiel ... lass es nicht an dich ran kommen"
"Das ist nicht so gemeint ..."
etc.
Wenn das mal immer so einfach wäre. Ist es nicht. Für mich nicht ... nicht mehr - und ganz ehrlich ich hasse es, wenn meine Krankheit hinter der Ecke hervor kommt und mich anlacht und sagt "Huhu, da bin ich ..."

Denn ich bin oft so erfolgreich es wegzudrängen und zu denken: Mir gehts doch eigentlich gut *hust*.

Nein, gehts mir nicht.
Nein, ich stell mich nicht an.
Nein, ich kann nichts dafür.

Von meinem psychologischen Verständnis her wird bei mir ein Schalter umgelegt und löst bei mir so etwas aus ... und das hat einen Auslöser in meiner Vergangenheit ... auf den ich noch stoßen möchte, damit ich es für mich auch wirklich besser verstehen und dann in Heilung umwandeln kann.



2 Kommentare:

Hummel hat gesagt…

Sich für alles zu entschuldigen, quasi schon vorauseilend, ist ebenso ein Zeichen für mangelnde Fähigkeit mit Konflikten umzugehen, wie das Gegenteil: Zuerst mal alle Schuld von sich weisen, am besten gleich, indem man irgendjemanden als Schuldigen einsetzt, noch bevor die Situation völlig analysiert ist. Beides finde ich sehr verbreitet, ersteres meist unter Frauen, letzteres meist unter Männern (aber durchaus auch umgekehrt) und beides zeigt meiner Meinung nach immer die Angst davor, die Verantwortung für irgendwas zu übernehmen.

Viele Leute können ja nicht einmal sagen "Ups, da war ich vorschnell" oder "dann habe ich das wohl misverstanden". Schon so ein kleines Eingeständnis scheint in sich die Bedrohung zu tragen, daß man dann prinzipiell für fehlerhaft, wertlos oder dergleichen eingestuft wird, also machen sich viele Leute gerne unangreifbar, indem sie sich permanent auf den "ich war's nicht" Standpunkt stellen. Oft genug sogar, ohne es selbst zu merken - das ist schon automatisiert.

Und wie gesagt, ich finde das sehr sehr verbreitet, nicht nur durch Dein Krankheitsbild bedingt.

Du persönlich solltest vielleicht nur immer genau abwägen, wieviel RP und vor allem mit welchen Partnern Dir gut tut. Rollenspiel lebt halt unter anderem von Konflikten, da ist das Vertrauen zum anderen Ende des LAN-Kabels immens wichtig, damit Du nicht am Ende eines Spieleabends als Häuflein Elend dasitzt. :-*

athena hat gesagt…

Und das wirst Du auch schaffen, da bin ich ganz sicher...! <3