27 April, 2015

Funktionierst du?



Diesen Spruch hab ich auf Facebook gefunden und ich musste ihn mit Euch teilen. Ebenso wie meine Gedanken hierzu.

Leider ist der Spruch viel zu wahr. Ist das nicht erschreckend?

Ich finde es sehr bedenklich und musste in den letzten Jahren erkennen, wie wahr das ist und wie viel mehr das Usus geworden ist.

Es geht nicht mehr darum, dass jemand krank ist - nein, er hat einfach zu funktionieren. Wie ein Uhrwerk ... ist das Uhrwerk kaputt dann wird es nur noch selten zu einem Uhrmacher gebracht um es zu reparieren ... nein, meist wird es heutzutage einfach weggeworfen und die neue Uhr gekauft.

Abgewandelt auf den Arbeitsmarkt der heutigen "zivilisierten" und "industrialisierten" Welt bedeutet das nichts anderes, als dass ein Arbeitnehmer angetrieben wird, bis er schlapp macht - durch körperlichen, seelischen Zusammenbruch auf die ein oder andere Art und Weise. Eigentlich sollte ein Arbeitnehmer so gesehen werden, wie ein Schatz ... der dafür nämlich sorgt, dass alles läuft. Doch der Arbeitsmarkt ist voll ... die Menschen viele. Macht es der eine nicht mehr - wird er entsorgt und es kommt eben ein anderer dran.

Kreislauf der modernen Welt

Angst bestimmt die Arbeitswelt viel zu sehr. Angst davor die Arbeit zu verlieren, Angst davor arbeitslos zu werden und dann keinen Job zu bekommen und in Harz 4 zu rutschen ... ein "Auffangbecken" von Gestrandeten, aus dem man ungerne gelassen wird.

Hotel California der "Arbeitswelt".

Du kannst immer rein kommen - aber raus nicht mehr. Wo ist hier der Sinn des Ganzen?

Funktionieren - du hast zu Funktionieren. Renne im Hamsterrad der Arbeit und renn dich kaputt, denn wenn du den Anschluss verlierst, dann fliegst du ganz schnell raus. So ist das leider viel zu oft in der heutigen Zeit. Traurig und vor allem erschreckend.

Gemessen an meinen eigenen Erfahrungen - hat man einfach nicht krank zu werden. Wenn du krank wirst - bist du geschlagen. Nicht nur mit deiner Krankheit - welche auch immer - nein, auch mit dem Verhalten der Gesellschaft um dich herum. Lass dir auch nie einfallen krank zu werden, wenn du kein angemessenes Alter dafür erreicht hast.

Ich höre immer noch - Aber sie sind doch noch viel zu jung.

Sucht man sich ja auch aus, wann man krank wird. Ja, alles Absicht.

"Stellen sie sich nicht so an. Nehmen sie Tabletten und gehn sie arbeiten - das müssen andere auch"

Dieser Satz spiegelt die Aussage von oben so deutlich, dass es selbst einem Blinden ins Auge fällt. Er hat mich schockiert, als ich ihn vor Jahren hören durfte und er schockiert mich immer noch. Er spiegelt das Schaubild so perfekt, dass es wirklich traurig stimmt.

Funktionieren ... doch was wenn das einfach nicht mehr geht?

Lass dir dann kein schlechtes Gewissen machen. Es ist nicht deine Schuld! Wenn Du an dem Punkt angekommen bist, wo es einfach nicht mehr geht. Wo du nicht mehr kannst - gib nicht dir die Schuld. Jedes Uhrwerk hat mal Ermüdungserscheinungen und läuft dann einfach nicht mehr rund. Funktioniert nicht mehr richtig ...

Wichtig ist, dass Du für dich rund läufst. Für dich! Dies ist dein Leben  - sorge dafür, dass du für dich die richtige Behandlung findest und dann wieder so funktionierst, wie es für dein Leben und Dich richtig und wichtig ist.

Es dauerte bei mir sehr lange, bis ich diesen Zwang ablegen konnte. Das schlechte Gewissen - nicht mehr richtig zu funktionieren - so wie es sein sollte (von außen gesehen).

Ich funktioniere noch ... meine Uhr tickt noch ... nur in einem anderen Takt. Aber ich laufe ... ich atme ... nur eben nicht mehr im Räderwerk der Funktionalität - so wie es erwartet wird und ich bin froh Personen gefunden zu haben, denen es wichtig ist, wie es mir wirklich geht und nicht nur ob ich funktioniere oder nicht.

Ich bin dankbar dafür .. das ich mir selber so wichtig geworden bin, um zu lauschen wie es mir wirklich geht und nicht nur dem Drang und Zwang zu folgen, zu funktionieren.

1 Kommentar:

athena hat gesagt…

Schlimm finde ich eigentlich vor Allem daß der Anspruch heut zu Tage besonders auch im Umfeld besteht... Familie insbesondere, Freunde, Gesellschaft überhaupt. Du hast ständig und überall zu funktionieren. Zu lächeln, zu machen, zu tun, zu springen, da zu sein, zu nicken... Von der Arbeitswelt mal ganz abgesehen. Wie wenige Leute um einen herum interessiert es eigentlich wirklich, wie es einem geht...