08 Dezember, 2015

Depression: Gedanken zum Dienstag

Gerade habe ich meine Ashmodai Räucherung aufgelegt und ich werden von Hildegard von Bingen Musik beschallt - meine Seele brauch das grad.

Irgendwie hat sich mir so eine Last auf die Brust gelegt und mir geht es grad eher ... undefiniert. Ich hab mich jetzt bewusst an ein sehr lichtvolles Bild gesetzt und male einfach die Dumpfheit auf der Brust weg.

So zumindest mein Plan!

Eigentlich hatte ich nämlich gute Laune und plötzlich - mal wieder wie angeschmissen ... naja, vielleicht komm ich ja noch dahinter was mich grad so runterzieht.

"Du hast Depressionen" wird jetzt meine liebe Mitbewohnerin sagen - und dann muss ich wieder lachen und sagen: "Ja, hast wohl recht".

Somit komme ich mal dazu über die Themenwoche von SWR3 zu schreiben, die letzte Woche lief. Es ging nämlich um Depressionen. Ein paar Beiträge dazu hab ich gehört ... teils war es sehr interessant, teils hat es deprimiert und teils war ich einfach nur "ja, wenn das immer so wäre ..."

Zum Beispiel ging es um Ärzte und das einem ja hier und dort geholfen wird - wenn man sie dahin wendet. Ja, schön wäre es ...

Ich weiß noch sehr gut, wie es bei mir war, als ich Hilfe suchend von einem Arzt zum anderen gegangen bin und nicht selten desillusioniert und weinend raus ging - mit dem Gedanken "dann kannst du gleich Schluss machen".

Das war wirklich frustrierend. Ich kam mir wirklich nur bei 3 Leuten aufgehoben vor in den ganzen letzten Jahren. 3 Leute, die man unter professionell stufen kann. Einmal meine Hausärztin - die zwar leicht überfordert war und mich aber immer krank geschrieben hat und mich unterstützt hat, indem sie mir Ratschläge gab. Dann meine selbstbezahlte Therapeutin, die mir lange Zeit wirklich die Hilfe war und meine Therapeutin jetzt.

Alles was dazwischen war, war die reinste Katastrophe. Das ging von "was wollen sie hier" über "da kann ich ihnen nicht helfen" bis hin zu "stellen sie sich nicht so an - nehmen sie Tabletten und gehen sie arbeiten. Müssen andere auch" und "da bin ich überfordert" und nicht zu vergessen - "dafür sind sie doch noch viel zu jung". Gut war auch die "Spontanheilung" durch den MDK - wo es mir doch wieder super ging und ich wieder arbeiten gehen konnte.

Von wegen - "Hier werden sie geholfen!"

Leider ist das nicht immer der Fall.

Oftmals hatte ich das Gefühl, dass die Hilfe darin besteht, dass der Patient wieder zu funktionieren hat. Auf das Individuum, was man nun mal ist, wird oder wurde nicht wirklic eingegangen. Nein, man wird in Gruppentherapie gesteckt - denn das ist günstiger und soll besser helfen. Sicher ... ich hab geschwiegen und eher anderen mit meinen Ratschlägen geholfen ... mich aber schön aussen vor gelassen, da ich in so großen Gruppen nicht reden wollte und konnte.
Die Einzelgespräche waren fast alle für den Arsch - abgesehen von den beiden Frauen, die ich vorher erwähnt habe.

Die Tagesklinik war 6 Wochen pure seelische Folter für mich - aber ich wollte es durchziehen, damit nicht wieder heißt: "sie tun ja nichts".
Ganz ehrlich, wer vorher nicht schon depressiv war, der wird es danach wirklich sein.

Funktionieren sollte man - schnell wieder ins Arbeitsleben zurück ... denn man kostet Geld und man ist ein nicht vollwertiges Mitglied in einer Gesellschaft, die aus tickenden Uhren zu bestehen scheint. So kam und kommt es mir immer mal vor, wenn ich mich mit der Materie auseinandersetze.

"Woher kommen nur die vielen Depressiven?"
"Modeerscheinung?"

Mitnichten. Meiner Meinung nach wurde die breite Gesellschaft nur sensibler zu dem Thema, durch die Burnouts der "bekannten" Gesichter in den letzten Jahren. Wen juckt schon Hans Mustermann aus dem Nachbarhaus ... aber wehe es ist ein Fussballer oder Schauspieler der an so etwas erkrankt und vielleicht nur noch einen Ausweg erkennt.

Letzten Endes - so makaber es auch ist - ein Lichtblick für uns andere. Denn es wird mehr publik gemacht. Ob man mehr verstanden wird? Ich weiß es nicht.

Nicht selten hatte und hab ich das Gefühl nicht verstanden zu werden.
Vielleicht werde ich als "Sozialschmarotzer" gesehen ... "die stellt sich doch nur an" ... oder was weiß ich nicht.

Das schmerzt ... wie es immer schmerzt, wenn man nicht verstanden wird. Leider ist es noch immer so, dass man etwas belächelt wird, wenn man sagt man hat was mit der Psyche und man wird einfach nicht verstanden. Oft habe ich auch das Gefühl, dass man nicht verstanden werden will.

Mir persönlich fällt es auch schwer mich dann zu erklären - wenn mich jemand fragt: "wie ist das denn so?"

Was sagt man da?

"Stell dir vor du siehst den Sonnenschein und die Freude ... aber sie kommt nicht in deinem Herzen an. Stell dir vor du bekommst Dinge nicht mehr richtig mit, die vorher ein Klacks waren. Stell dir vor, dass dich die einfachsten Tätigkeiten wie Haushalt etc. anstrengen. Stell dir vor, dass du Angst bekommst wenn es heißt - "Wir gehen einkaufen" ... "

Funktioniert das? Ich weiß es nicht - aber es ist das, was ich sagen könnte. Ich kann von der Dumpfheit, der Schwärze, dem grauen Schleier erzählen ... der Traurigkeit, der Sinnlosigkeit, der Hoffnungslosigkeit, dem Gefühl alleine zu sein - wenn man unter Leuten ist. Unverstanden zu sein.

Woher kommt denn das?

Tja - das würden viele wohl gerne wissen.

Ich denke, dass man hier jeden individuell betrachten muss, um eben die Lösung zu finden. Oftmals könnte man vielleicht meinen, dass es daran liegt, dass man etwas unterdrückt hat in seinem Leben. Man vielleicht einen anderen Weg gehen musste (oder man dachte man müsste), den man eigentlich gehen wollte. Vielleicht am Stress. Dem Druck durch die Gesellschaft: schneller, besser, weiter ... immer mehr ... immer voran ... immer da!

Es ist nicht leicht jemandem begreiflich zu machen, dass man weinen könnte -ohne wirklichen Grund. Stimmungsschwankungen werden gerne als Zickigkeit oder Launenhaftigkeit abgetan. Bleibt mal alles liegen - dann soll man sich doch einfach mal zusammenreissen und sich aufraffen. Ach, wenn das immer so einfach wäre.

Für mich habe ich einiges begriffen in den vergangenen Jahren und es fällt mir immer noch nicht leicht es auch zu beherzigen. Nämlich - dass ich einfach nicht mehr so kann wie ich mal konnte. Sich selbst zu respektieren - bedeutet auch die Grenzen zu respektieren. Sich die Auszeit zu nehmen, wenn es angebracht ist.

Sich selbst zu lieben, bedeutet liebevoll mit sich selbst zu sein. Sich nicht immer zu verurteilen, sich nicht zu hetzen und zu stressen.

Und ich wünsche mir so sehr - nicht nur für mich - sondern für alle, dass dieser Leistungsdruck, dieses du musst aber ... und das ständige Besser einfach nachlässt und man erkennt, dass Entschleunigung und Rückbesinnung vielleicht das einzig Wahre ist, im Leben.





Und ich wünsche mir, dass die Leute noch aufmerksamer werden ihrem Gegenüber über. Wir alle bedürfen dem nämlich - der Liebe, der Aufmerksamkeit, der Achtung unseres Selbst. Wir sind keine Maschinen. Wir sind fühlende und liebende Menschen und ein jeder ist so unterschiedlich.

In dem Sinne schließe ich meinen unbeabsichig langen Eintrag mit einem:

Du bist wundervoll & du bist nicht allein!


3 Kommentare:

Leandra Weidentochter hat gesagt…

Du sprichst mir aus der Seele. Bei mir ist es zum Glück nicht ganz so ausgeprägt, aber richtig verstehen kann diese Krankheit nur, wer selbst betroffen ist. Von allen anderen kann man sich aber Rücksicht und Respekt erwarten. Fühl dich umarmt (wenn du magst)!

athena hat gesagt…

Ich kann dazu nur sagen: Ich verstehe Dich. Und Du weißt, dass es so ist... <3 Und daß ich Dich lieb hab. Ich hoffe Du weißt das...?

Beltane hat gesagt…

Ich stimm Dir total zu.
Wer weiß, vielleicht leb ich auch in einer Depression seit Jahren, ich kann das alles sowas von nachvollziehen.
Ich brauch auch so meine Zeit für mich - allein, zum denken, zum schauen, zum überlegen, das ist alles so krass.
Ich bin so dankbar, erkannt zu haben, dass alles was belastet weg muss.
Ich wünsch mir auch dass es weg bleibt.
Herzgruss